Geschichte

Die Leitung der Pilgermission St. Chrischona, ein internationales Missionswerk, beauftragte den Prediger Conrad Bollinger, im September 1900 in Gießen mit einer Stadtmissionsarbeit anzufangen. Zuvor gab es bereits Stubenversammlungen im Asterweg und in der Walltorstraße, zu denen die Prediger Härdtle und Holdermann aus Lich kamen und "Bibelstunden" hielten. Sie verteilten Bibeln und christliche Traktate und besuchten einzelne Familien, um sie im geistlichen Leben zu fördern. In besonderen Evangelisationsveranstaltungen erreichten sie viele Menschen, die vom Wort Gottes persönlich angesprochen wurden und ihr Leben bewusst in die Nachfolge Jesu Christi stellten.

Durch diesen Dienst der Evangelisten nahm der Versammlungsbesuch immer mehr zu, so dass man sich nach einem größeren Raum umsehen musste. Prediger Friedrich Herrmann, der ab 1904 Nachfolger von Conrad Bollinger wurde, ergriff gleich die Initiative zum Kauf des Wohnhauses Löberstraße 14 mit einem geeigneten Grundstück, auf dem dann bereits 1905 das Stadtmissionshaus erstellt und am 8. Oktober eingeweiht werden konnte. Damit hatte die Stadtmission die benötigten Räume, die auch für überregionale Veranstaltungen ausreichten und genutzt wurden. So fanden später jährlich mehrtägige "Bibelkurse" statt, zu denen die Gläubigen aus ganz Oberhessen kamen. Gießen wurde zum Mittelpunkt der Chrischona-Gemeinschaftsarbeit in Hessen.

Friedrich Herrmann sah in der Verbreitung christlicher Schriften eine große missionarische Möglichkeit. Es hat ihn bewegt, dass es in einer Universitätsstadt mit theologischer Fakultät keine christliche Buchhandlung gab. So mietete er im November 1908 einen kleinen Laden am Kreuzplatz. Damit wurde der Grundstein für die heutige ALPHA Buchhandlung gelegt. 1919 bekam der Verlagszweig der Buchhandlung den eigenen Firmennamen „Brunnen-Verlag“ . Friedrich Herrmann begann auch mit der Herausgabe des Evangelisationsblattes „Aufwärts“, das bis heute monatlich erscheint und eine weite Verbreitung gefunden hat.

Neben der Stadtmissionsarbeit und der Schriftleitung für das "Aufwärts" wurde Friedrich Herrmann an viele Orte zu evangelistischen Vorträgen gerufen. Bei dieser Belastung spürte er aber seine gesundheitlichen Grenzen. Deshalb übergab er 1925 seine Verantwortung für die Stadtmission an Prediger Heinrich Schmidt. Dessen Nachfolger wurde 1932 bis 1945 Prediger Albert Meng.

Vor den Verwüstungen des 2. Weltkrieges blieb die Stadtmission nicht verschont. Am 11. Dezember 1944 wurde das Stadtmissionshaus durch Bomben völlig zerstört. Auch viele Gemeindeglieder verloren ihre Wohnung und zogen aus Gießen fort. Die klein gewordene "Versammlung" fand sich zunächst in der Predigerwohnung zusammen und bekam später dankenswerter Weise den Andachtssaal der Johanneskirche zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig plante man den Wiederaufbau des Stadtmissionshauses. Mit großer Liebe und Opferbereitschaft gingen die Gemeindeglieder ans Werk. Es wurden Trümmer beseitigt und Spenden gesammelt. Ein Gießener Architekt bekam den Auftrag, Pläne für ein neues Gebäude - diesmal gleich mit Predigerwohnung - zu erstellen. Für das Bauvorhaben setzte sich der neue Prediger Friedrich Haase besonders ein, der 1945 Nachfolger von Albert Meng wurde. Nachdem die Bauerlaubnis erteilt war, brachte die Währungsreform den Wiederaufbau in eine schwere Krise: von den angesparten Geldern blieb nur wenig übrig. Aber es wurde im Vertrauen auf Gott trotzdem mit dem Bau begonnen. Das Losungswort am 5. Juli 1948, dem Tag des Baubeginns, war eine besondere Ermutigung: "Mache dich auf und richte es aus. Der Herr wird mit dir sein". Mit einem beispielhaften Einsatz der Gemeindeglieder konnte das neue Haus am 25. September 1949 fertiggestellt und eingeweiht werden.

Von 2001 an gab es eine Zusammenarbeit mit der Chrischona-Gemeinschaft in Wettenberg-Wißmar. 2006 kam es zur offiziellen Fusion, welche nach sieben Jahren Ende 2013 wieder gelöst wurde.

Liste der Prediger

1900-1904: Conrad Bollinger
1904-1925: Friedrich Herrmann
1925-1932: Heinrich Schmidt
1932-1945: Albert Meng
1945-1961: Friedrich Haase

1961-1964: Karl-Heinz Bender
1964-1967: Bruno Walden
1967-1969: Martin Liedholz
1969-1979: Harald von Sacken
1979-1987: Peter Sames

1987-1997: Peter Laub
1997-2002: Gerhard Titelmeier
2001-2005: Oliver Merz
2002-2013: Giselher Samen
2005-2008: Christhard Bidlingmaier

2008-2013: Martin Grebe
seit 2013: Martin Schlue
2014-2021: Johannes Dietrich
seit 2022: Christian Sewerin


Über viele Jahrzehnte hinweg wurde ein großer Teil der Arbeit in der Stadtmission Gießen von Diakonissen des Diakonissenmutterhauses St. Chrischona getan.

Sie waren zuständig für die Frauenarbeit im Bezirk, für Kinderarbeit und die Hauswirtschaft in der Stadtmission.

Liste der Diakonissen

1926-1928: Sr. Elisabeth Groeger
1928-1931: Sr. Elisabeth Willamowski
1931-1934: Sr. Gertrud Kaireit
1937-1937: Sr. Lydia Reyhing

1937-1943: Sr. Emma Klindworth
1943-1949: Sr. Maria Sauga
1949-1951: Sr. Lena Vetter
1951-1962: Sr. Anita Espenberg

1962-1980: Sr. Katharina Eckhardt
1965-1969: Sr. Maria Zintel
1969-1984: Sr. Renate Lahm
1980-1984: Sr. Ursula Hake

1982-1992: Sr. Ursula Seebach
1992-2000: Sr. Regina Huber